Lokale samo.fa-Konferenz "Angekommen? Teilhabe jetzt! Selbst und Fremdwahrnehmung“

Informationen zur Veranstaltung
Autorin und WDR-Moderatorin Anne Chebu als Keynote war ein Zugpferd für eine neue Gruppe im samo.fa-Umfeld: Eine B_PoC-Gruppe der Universität kam, um den empowernden Vortrag “Anleitung zum Schwarzsein”
Informationen zur Veranstaltung
Autorin und WDR-Moderatorin Anne Chebu als Keynote war ein Zugpferd für eine neue Gruppe im samo.fa-Umfeld: Eine B_PoC-Gruppe der Universität kam, um den empowernden Vortrag “Anleitung zum Schwarzsein” anzuhören und sich an der Diskussion zu beteiligen.
„Wie viel muss ich erklären und entschuldigen? Wie oft muss ich einer wildfremden Person erklären, dass ich aus Nürnberg komme und zwar nur da her?“
Mit solchen Fragen beschäftigte sich Anne Chabu und brachte zahlreiche anschauliche Bespiele aus ihrem Alltag. Anne Chebu sprach aber auch allgemein über die Selbst – und Fremdwahrnehmung von „Migrant*innen“ und wie verbale Abgrenzungen der Mehrheitsgesellschaft den Alltag von vielen Deutschen beeinflusst.
In der anschließenden Diskussion gab es neben der vornehmlich positiven Resonanz auch Bemerkungen, die den Bedarf an weiteren Sensibilisierungsworkshops deutlich machen.
Zum Beispiel fiel der Satz „Ihr Schwarzen macht es uns Deutschen aber auch schwer…“.
Hier wurde von wohlmeinenden Engagierten ganz allgemein Afrodeutschen das „Deutschsein“ abgesprochen
und gleichzeitig ein Lagerdenken im Sinne eines „Wir weißen“ und „Ihr Fremden“ aufgemacht – ein häufiger Impuls der weißen mehrheitsdeutschen Gesellschaft, die sich diffus über Nationalität und Hautfarbe definiert und nicht über „Wer in Deutschland geboren wurde ist Deutsche“. Ein unreflektierter, überholter und rassistischer Vorgang.

Antje Reinhard vom Amt für Migration und Integration hat ein empathisches Grußwort für die Stadt Freiburg gesprochen und die guten Kooperationen zwischen FAIRburg und der Stadt Freiburg betont und sich gefreut, dass FAIRburg nun im Doppelhaushalt einen kleinen städtischen Zuschuss erhalten hat.
Auch die Notwendigkeit, über Bundesgelder längerfristige Projekte wie samo.fa zu finanzieren, ist für Kommunen eine tragende Säule in der lokalen Geflüchtetenarbeit. Kontinuierliche Weiterarbeit in den gewachsenen Strukturen sind wünschenswert – für die Stadt, die Vereine und die Geflüchteten selbst.
Das Podium
Auf dem Podium hat die Moderatorin Yaoscar Padilla de Rothmund die Gäste Karim Salem, Sévérine Jean und Rufine Songue in ein Gespräch über ihre Tätigkeitsfelder angeregt.
Sévérine Jean aus Hannover sprach u.a. über die Erfahrung, mit einem ausländischen Akzent – in ihrem Fall französisch – in der deutschen Gesellschaft oft nicht als vollwertiges intellektuelles Gegenüber wahrgenommen zu werden. Sie konnte überzeugend darlegen, dass die Koordination des Projekts „Wir sind viele – Einwanderungsgesellschaft für heute und morgen neu denken“ bundesweit agieren muss und damit lokale Strukturen stärken kann.
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Our Voice-Redakteurin Rufine Songue berichtet vom Empowerment der Selbstorganisation von Geflüchteten in Freiburg und der Sichtbarkeit in der Geflüchteten-Radiosendung im Freiburger Radio Dreyeckland. -
Moderatorin: Yaoscar Padilla de Rothmund (vl) Karim Salem, Sévérine Jean und Rufine Songue im Gespräch. Salem spricht über die falschen Gründe, für die er zu Islam-Fortbildungen an Schulen eingeladen wird. -
Sévérine Jean spricht über die Notwendigkeit der bundesweiten Vernetzung, um die gesellschaftlichen Prozesse der Einwanderungsgesellschaft Deutschland zu begleiten.
Die Redakteurin Rufine Songue des Geflüchtetensenders „Our Voice“ von Radio Dreyeckland arbeitet mit Geflüchteten Journalist_innen in Freiburg. Sie erreicht mit ihrem Engagement nicht nur Geflüchtete aus der Landeserstaufnahme in Freiburg, sondern auch aus dem Umland und aus Freiburger Wohnheimen. Gesucht werden immer wieder Praktikant_innen mit Interesse an journalistischer Arbeit haben, die bei Our Voice Einführungsworkshops bekommen und lernen, wie man eine Radiosendung erstellt. Es geht darum, dass nicht über, sondern von Geflüchteten berichtet wird.
Durch das bundesweite Netzwerk-Plattform „Colourful Voices“ von allen freien Radios soll durch Podcasts die Sichtbarkeit von Geflüchteten massiv erhöht werden mit Slogans wie:
„We Speak Because We Matter“ und „Because We Can Speak For Ourselves“.
Der turuq-Mitarbeiter Karim Saleh ist ganz frisch als Grüner Stadtrat in den Freiburger Gemeinderat gewählt worden und berichtet von den Einladungen zu Islamismus-Prävention an
Freiburger Schulen. Das Phänomen ist medial so groß gemacht und hat mit der Lebensrealität der Schüler_innen vor Ort nichts zu tun. Es grassiert eine diffuse Angst, die Saleh in Lehrer- und Schülergesprächen ausräumen kann. Den neu in den Gemeinderat gewählten AfD-Abgeordneten möchte Saleh keine Bühne bieten und stuft sie als belanglos für das operative Geschäft ein.
Die Veranstaltung wurde mit dem zwei politisch- wie poetischen Statements des Freiburger Poetry Slammer Philip Multhaupt eingerahmt und lud zu einem gemütlichen Ausklang auf der Terrasse mit Fingerfood von Safran-Catering zur Vernetzung ein.
Danke für das zahlreiche Kommen und für den gemeinsamen Austausch sagt das samo.fa Team: Patricia Aparicio, Jenny Warnecke und der Vorstand von FAIRburg e.V.
Dialogkonferenzen dienen nicht primär dem Erfahrungsaustausch zwischen Menschen mit Fluchtgeschichte oder einem Gespräch zwischen diesen und den Trägern von samo.fa, sonderndem Dialog mit wichtigen anderen Akteur*innen der Stadtgesellschaft in diesem Feld, insbesondere mit kommunal Verantwortlichen.
Eine FAIRburg-Veranstaltung in Kooperation mit dem Amt für Migration und Integration der Stadt Freiburg. Wir danken dem Team von ABC (Arbeitskreis Behinderte in der Christuskirche) für die flexible Kooperation mit den Räumen – der Altbau war wohltemperiert und die Dachterrasse für das Fingerfood hinterher ein Traum!
Alle Fotos: Biryar Kouti
Kontakt:
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FAIRburg-Vorstand Roberto Alborino begrüßte die Gäste der samo.fa-Konferenz. -
Mit klarer Haltung gegen Rassismus: Poetry Slammer Philip Multhaupt -
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FAIRburg-Vorstand Tevhit Özbulut (li), dahinter Lerato Phili und Niels Wätzel (Our Voice/Zwischenraum) -
FAIRburg-Vorständin Brigitte Dindelli (li) und Catalina, ehemalige FAIRburg-Hospitantin -
Patricia Aparicio präpariert das Buffet für den Ausklang des Abends open air auf der Terrasse des ABC.
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Zeit
(FR) 18:00 - 21:00
Veranstaltungsort
ABC Arbeitskreis Behinderte in der Christuskirche
Maienstraße 2, 79102 Freiburg