Kein "Dear white people…"

FAIRburg kooperiert auf Grund der fehlenden Distanzierung und der Wiedereinladung der Gruppe „Palästina spricht“ NICHT mehr mit dem Festival „Dear white people 2021“. FAIRburg bedauert die Tatsache der Wiedereinladung und der öffentlichen Entschuldigung gegenüber der Gruppierung „Palästina spricht“ und fühlt sich als Kooperations-Partner nicht transparent in die Entscheidungsprozesse eingebunden.
In der derzeitigen Situation halten wir es für den falschen Ansatz, Gruppen wie „Palästina spricht“, Raum zu geben, die für den Nahost-Konflikt verzerrte Worte wie „Massaker“ und „Apartheit“ verwenden. Die sich auf ihren Kundgebungen nicht von nationalistischen Gruppen distanzieren. Und die Kritik an ihrem Verein als „Rassismus“ und „Mobbing“ bezeichnen, wie in dem Statement von „Dear white people“ zu lesen ist. Mit ihrem bundesweiten Motto „Ongoing Naqbar“ bezieht sich die Gruppe auf einen Lügen-Mythos, der verbreitet und normalisiert werden soll. Nach der Gründung Israels – eine direkte Folge der Judenvernichtung in der NS-Zeit – haben viele arabische Länder sofort den Krieg ausgerufen und Israel angegriffen. Laut dem Naqba-Mythos hat Israel den Krieg angefangen. Das entspricht nicht der historischen Realität.
„Palästina spricht“ distanziert sich in dem Bericht auf ihrer Homepage nicht von den Demoschildern „Kindermörder Israel“ und „Stop Doing what Hitler did to you“, die am 15.5.2021 in Freiburg auf dem Platz der Alten Synagoge gezeigt wurden. Damit werden neben Juden auch andere Opfer der NS-Zeit wie Sinti und Roma verhöhnt.
Die beiden Referentinnen des Workshops zu „antipalästinensischem Rassismus“ in Deutschland, den „Palästina spricht“ organisiert, sind Aktivist*innen aus dem BDS Umfeld. Für als Kritik getarnter Antisemitismus ist in Freiburg kein Platz.
Wer die Gruppe „Palästina spricht“ einlädt, akzeptiert deren hetzerische Vorannahmen.
„Palästina spricht“ produziert eine aggressive Wortwolke, von der KEINE Reflexion zu erwarten ist, kein Friedensangebot, keine Versöhnung ausgeht. Die Shoah, die systematische Ausrottung der europäischen Juden während des zweiten Weltkriegs, wird auf Transparenten auf Demos relativiert. Unter anderem daraus resultierende tätliche Gewalt richtet sich derzeit ganz konkret gegen Juden/Jüdinnen und jüdische Einrichtungen im gesamten Bundesgebiet – auch in Freiburg im Breisgau. Das können wir nicht hinnehmen.
Folgende DWP3-Veranstaltungen wurden von Künstler*innen auf Grund der Wiedereinladung von „Palästina spricht“ abgesagt:
12.6.2021 Hengameh Yaghoobifarah
Wir danken für die Solidarität.

FAIRburg hat sich gemeinsam mit weiteren Kooperationspartner*innen vom Vorgehen des Kuratoriums distanziert.
Dear „Dear white people“,
das Hin- und Her mit der jetzt endgültigen Wiedereinladung und der öffentlichen Entschuldigung an die bundesweit agierende Gruppe „Palästina spricht“ ist äußerst bedauerlich und hinterlässt ein ungutes Gefühl bei uns Kooperationspartner*innen. Bereits bei Bekanntwerden des geplanten Workshops mit „Palästina spricht“ haben wir viel Zeit investiert, um inhaltlich unsere Bedenken gegen die Gruppe offenzulegen. Wir haben euren Beschluss, das geplante Panel abzusagen und die Kooperation mit der Gruppe zu beenden, sehr begrüßt.
Die neuerliche Wiedereinladung, das öffentliche Benennen der Ausladung als einen „Fehler“ ohne unser Wissen ist irritierend und ärgerlich.
Wurden unsere Argumente nicht verstanden?  Warum werden in der „Dritten Erklärung“ von „Dear white people“ die inhaltlichen Bedenken, die wir aufgeführt hatten, mit keinem Wort erwähnt? Vielmehr wird die „Forderung“ von „Palästina spricht“ zitiert: dass DWP sich das „Mobbing und die Diskriminierung durch unsere Geldgeber“ zurückweisen soll. Wer spricht da? Wer fordert bedingungslose Solidarität für „Palästina spricht“ durch „Verzicht auf Honorare“? Sind wir plötzlich nicht mehr Kooperation, sondern, wie Ihr öffentlich verlautbart, eine Bedrohung?
„Die Drohung von einigen Förderern und Kooperationspartner*innen, ihre Gelder von unserem Festival abzuziehen, steht weiterhin im Raum. Da wir zum jetzigen Zeitpunkt nicht wissen, wie viel Gelder abgezogen werden, rufen wir euch/Sie als Referent*innen und Künstler*innen des Festivals auf, solidarisch mit „Palästina Spricht Freiburg“ zu sein und, sollten tatsächlich Fördergelder gekürzt werden, gegebenenfalls auf euer/Ihr Honorar oder Teile des Honorars zu verzichten.“
Wäre es – bevor wir sowas in einem öffentlichen Brief lesen müssen – möglich, dass Ihr uns das vorab erläutert? Ein solches Vorgehen belastet das gegenseitige Vertrauen. Jetzt sind wir entweder Ja-Sager oder erpresserische Geldgeber. Beides keine angenehmen Positionen für ein Miteinander.
Die Geldgebenden und Kooperierenden hatten keine Chance, frühzeitig die Finanzierung zurückzuziehen, weil sie nicht informiert wurden. Bei jeder Entscheidung wurden wir vor vollendete Tatsachen gestellt. Auf kritische Nachfragen unsererseits wurde inhaltlich nicht eingegangen, diese wurden lediglich mit vorformulierten Statements beantwortet.
Wir werden die Gelder nicht pauschal zurückziehen, weil wir keine Gruppierungen mit wichtigen Anliegen ohne Honorar und Reisekosten belassen möchten. Wir möchten einen glaubhaften Nachweis bekommen, dass wir die Gruppe „Palästina spricht“ NICHT finanzieren und nichts, was mit der tendenziösen Veranstaltung in Zusammenhang steht. Wir wurden unter falscher Vorannahme angefragt und hätten die Reihe niemals finanziert, wenn frühzeitig bekannt gewesen wäre, dass „Palestine speaks“ eine Veranstaltung bekommt.
Dieses intransparente Verhalten möchten wir ausdrücklich kritisieren. Es könnte dazu führen, dass wir in kommenden Jahren nur unter Vorbehalt zusagen oder einer Kooperation gar nicht erst zustimmen. Euer Gesprächsangebot würden wir gerne in Anspruch nehmen.
Mit kollegialen Grüßen,
FAIRburg e.V.
iz3w – informationszentrum 3. Welt
Egalitäre Jüdische Chawurah Gescher Gemeinde Freiburg
samt&sonders
jos fritz Buchhandlung
Kommunales Kino Freiburg

PS: Da unserer Wahrnehmung nach unsere zuvor geäußerten Kritikpunkte von euch nicht verstanden und nicht berücksichtigt wurden, möchten wir an dieser Stelle kurz nochmals die wichtigsten benennen:
   Die Gruppe „Palästina spricht“ ….
… hat offensichtlich wenig Interesse an einem Dialog mit den jüdischen Gemeinden in Freiburg, wenn sie ihre Interessen trotz deren Kritik vor Gericht durchboxen.
…fordert ein „freies Palästina vom Jordan bis zum Meer“ – was nichts anderes bedeutet als den israelischen Staat abzuschaffen (wenn sie behaupten, es ginge ihnen bei der Formulierung darum, dass alle Palästinenser*innen in dem Gebiet frei von Diskriminierung leben, dann sollen sie das auch so hinschreiben)
… bedient sich in ihrer Darstellung des Nahostkonfliktes antisemitischer Codes, u.a. in dem Israel zum alleinigen Übeltäter des Konfliktes erklärt wird, Israel mit dem südafrikanischen Apartheid-Regime gleichgesetzt wird und auf ihren Demonstrationen uralte antisemitische Ressentiments wie „Kindermörder Israel“ zu finden sind
… verliert kein Wort über die Repressionen und Menschenrechtsverletzungen der islamistischen Hamas-Regierung, unter denen sowohl Israeli*nnen als auch Palästinenster*innen leiden müssen.
… hat kein Problem damit, auf ihren Kundgebungen gemeinsam mit faschistischen Gruppen wie den türkischen „Grauen Wölfen“ aufzutreten, oder damit, dass bei ihren Demos „Scheiß Juden“ u.ä. gebrüllt wird oder Isreal-Fahnen vor Synagogen in Brand gesetzt werden.
Diese Liste ließe sich noch fortsetzen – für uns wäre schon jeder einzelne Punkt Grund genug, eine solche Gruppe nicht zu einem rassismuskritischen Festival einzuladen, auf dem Menschen miteinander ins Gespräch kommen sollen.

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